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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Mittwoch, 11.09.2002

Wort zum 11. September des Vorsitzenden des ZMD



11. September 2001, 08 Uhr 46, New York, Manhatten … Das Unvorstellbare wird zur Realität. Bilder des Grauens, unfassbare Gewalt, Entsetzen und Ratlosigkeit! Die Welt hält den Atem an .. für Sekunden, Minuten und Stunden, die sich wie eine Ewigkeit hinziehen. Zerstörung, Flammen und Rauch verdecken das Elend der Opfer .. übertönen ihr Geschrei. Opfer in Hunderten und Tausenden, darunter Christen, Juden und Muslime .. Frauen, Kinder und Männer.

Gefragt hat sich die Welt: Welcher Hass kann hinter dieser maßlosen Brutalität stecken? Was treibt einen Menschen dazu, so viel Gewalt gegen andere Menschen zu üben? Wie kann ein Mensch sein Menschsein derart verraten?

Gefragt haben wir uns Muslime: Stecken dahinter wohl Muslime? In wessen Namen glaubten sie, so handeln zu müssen? Aus welcher Lehre bezogen sie ihre Rechtfertigung für eine derartige Schreckenstat?
Eine weitere Frage, die für uns bis heute unbeantwortet blieb: Wird der Islam, werden alle Muslime dafür verantwortlich gemacht?

"Wer immer die Hintermänner dieser blutigen Tat sind, bei dem Islam können sie keine Rechtfertigung für ihre Tat finden." Erklärten wir, nachdem wir unser tiefstes Mitgefühl mit den unschuldigen Opfern und ihren Hinterbliebenen zum Ausdruck gebracht haben.
"Wer sich Terrorismus, Gewalt und Ermordung unschuldiger Zivilisten als politisches Mittel bedient, kann sich nicht auf den Islam berufen.“

Keine Lehre rechtfertigt eine solche Tat.
Kein Glaube erlaubt derartige Zerstörung: „Und tu Gutes, so wie Gott dir Gutes getan hat. Und trachte nicht nach Unheil auf der Erde, denn Gott liebt nicht die Unheilstifter.“
Keine Religion gestattet Terror, Mord und Verderben: „Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne dass es einen Mord begangen oder auf der Erde Unheil gestiftet hat, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält.“
Kein Hass, mag er auch noch so groß sein, darf zu einer solchen Brutalität und Ungerechtigkeit leiten: „O die ihr glaubt, seid Wahrer der Sache Gottes als Zeugen für die Gerechtigkeit. Und der Hass, den ihr gegen bestimmte Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher. Und fürchtet Gott. Gewiss Gott ist Kundig dessen, was ihr tut.“
Dies lehrt uns der Koran.

Ein Jahr danach sind Schutt und Asche beseitigt.
Ein Jahr danach haben sich Rauch und Staub gelegt.
Ein Jahr danach sind jedoch Trauer und Schmerz geblieben.
Die unschuldigen Opfer werden unvergessen bleiben.
Die Lehren daraus werden der Menschheit hoffentlich immer erhalten bleiben.

Ein Jahr danach sehen sich die Muslime pauschal beschuldigt. Unbescholtene unauffällige Muslime werden durch Rasterfahndungen kriminalisiert. Gotteshäuser werden leichtfertig durchsucht und hemmungslose entwürdigt.
Ein Jahr danach wird die islamische Welt - nicht nur verbal - angefeindet. Es scheint so, als würde die westliche Welt den Terroristen zu ihren politischen Zielen verhelfen wollen. Fronten werden künstlich konstruiert zwischen der sogenannten zivilisierten und der sogenannten nicht zivilisierten Welt. Die Staatengemeinschaft wird in Schurkenstaaten und andere geteilt. Es werden Achsen des Bösen und solche des Guten gezogen. Der Zusammenprall der Kulturen scheint gewollt und geplant zu sein. Drohungen mit einem Kreuzzug werden laut. Mehr hätten sich die Terroristen als “Lohn“ für ihre Tat nicht wünschen können.

Ein Jahr danach sollten wir die Lehren aus dieser Katastrophe ziehen.

Keine Religion ist vor Missbrauch gefeit. Hass und Fanatismus vermögen aus jeder edlen Lehre eine vernichtende Waffe zu gestalten. Schuld sind nicht die Religionen und die Lehren, sie sind vielmehr Opfer. Schuld sind die Vorurteile und die Verallgemeinerungen, die manchen die blinde Zerstörung als gerechte Handlung erscheinen lassen. Schuld ist die Erziehung zum Hass und Fanatismus.
Schuld sind die Ungerechtigkeiten auf der Erde, die den Boden für Terrorismus und Gewalt bereiten.
Schuld sind aber auch die von der Ersten Welt hingenommene und zum Teil verursachte Unterdrückung vieler Völker, ihre politische Entmündigung und ihre wirtschaftliche Verelendung.

Ungerechtes Handeln einiger darf nicht danach mit ebensolchem von der anderen Seite beantwortet werden.
Menschenverachtendem Verbrechen auf der einen Seite darf nicht mit Missachtung der eigenen Prinzipien der Menschenrechte auf der anderen Seite begegnet werden.
Fanatismus und Terror werden nicht dadurch besiegt, indem eine Religion oder ein Volk als Urheber hingestellt und zum Feind gemacht wird.
Der internationale Terrorismus und seine Netze werden nicht durch Kriege und militärische Angriffe gefasst und zerschlagen, die in erster Linie wiederum unschuldige Zivilisten als Opfer fordern.
Diese sind nur zu besiegen durch eine Allianz der Vernünftigen in aller Welt und der Gläubigen in allen Religionen.


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